Tjaa! Beiträge zur Lage. Irgendwie zu allem.

- eigensinnig ... selbst gestaltet ... unorthodox ... unaufgeregt -

2021-07-15; KW 27
Neu: Gendern KW 30

Warum machen Sie das eigentlich (so)?

Motive und Hintergrundüberlegungen

Am Anfang ...

... stand, dass ich mich immer mehr aufregte über abstruse Argumentationen, die ich in Gesprächen oder in Zeitungen und anderen Medien las oder hörte. Oder mir fiel auf, dass angebliche Gegenargumente nur eine weitere Wahrheit in der Sache waren. Mich regte auf, dass komplexe Zusammenhänge je nach Interessenlage vereinfacht wurden. Ganz zu schweigen von einem immer rauheren Ton in öffentlichen Auseinandersetzungen, mit dessen Hilfe man besser Lager bilden kann, jedoch nicht Probleme lösen.

Es wäre doch reizvoll ...

... sich die Mühe zu machen, Argumente auseinander zu fieseln und zu sortieren. Ich glaube, dass Argumente immer eine begrenzte Reichweite haben und Aussagen, die immer wahr sind, konkret nicht weiter helfen. Und nicht nur die Reichweite von Argumenten ist begrenzt, sondern auch die unserer Erkenntnis. Oder noch einmal anders gesagt: Ich wünsche mir mehr Redlichkeit und Bescheidenheit, wenn wir etwas behaupten. Was können wir sicher wissen? Was können wir ernsthaft beweisen? Welche sicheren Aussagen können wir über die Zukunft machen. Welche Garantien können wir für eigenes zukünftiges Verhalten abgeben?

Unverzichtbar sind für mich ...

...ein paar Sätze, die mir im Hinterkopf sind, auf die ich nicht verzichten möchte wie:
- Habe den Mut Dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen.
- Höre auch die andere(n) Seite(n)
- Höre auf das, was jemand Dir sagen will.
- Tu anderen das an, was Du Dir selber wünscht.

Dabei weiß ich genau, dass die nicht wortwörtlich zu nehmen sind. Wenn ich selber sehr gerne Fisch esse, tu ich damit anderen nicht unbedingt eine Freude ... Auch Grundsätze sollte klug eingesetzt werden. Und es macht einen Unterschied aus, ob mich jemand sehr aufgebracht anschreit, er möchte mich umbringen, oder ob mir jemand das schreibt. Böse Worte lassen sich schon nicht ohne Weiteres aus der Welt schaffen oder begründet relativieren. Bös Geschriebenes hat jedoch schon Ewigkeitscharakter.

Wenig hilfreich: Ironie, Sarkasmus und Zynismus ...

...ja klar, es ist schön und lustig, wenn man jemanden so richtig durch den Kakao zieht.
Es gibt Leute, die die Fähigkeit haben, andere zum Lachen zu bringen selbst dann, wenn sie absolut gemein sind und ich als Hörer genau weiß, dass ich gerade übel Gemeines höre und mitlache und dem oder der Beleidigten nicht helfe ...
Viele haben gelitten und leiden unter ironischen Lehrerinnen und Lehrern. Leute, die sich gut ausdrücken können, tarnen ihre Aggression als Ironie. Das mag gut gehen unter ernsthaft gleich Starken. Angesichts von Machtgefällen ist der Sarkasmus der Oberen ein Schlag für die Unteren, und die Ironie der Unteren, wenn auch sehr verständlich, ist eine Hilfe zur Zementierung der Verhältnisse.
In Eltern-Kind Beziehungen und in der Liebe wirken sie wie Gift.

Gern vergessen ...

... werden die Interessen. Oder sollte ich schreiben: gern versteckt? Um was geht es einem wirklich? Was treibt mich? Was sind meine heimlichen Ziele?
Ich unterscheide gern das, was mich interessiert, von dem, an dem ich interessiert bin. Ich interessiere mich sehr für die alten Zeppeline und für Dampflokomotiven. Allerdings muss ich zugeben, dass das für mein Alltagsleben keine zwingenden Konsequenzen hat.
Besäße ich Aktien von Boeing, dann wäre ich sehr daran interessiert, dass die Firma wieder in die Gewinnzone kommt. Ob ich mich für Flugzeuge interessiere, spielt dabei keine große Rolle. Ich muss mich nicht zwingend besonders heftig für meine Arbeit interessieren; immer aber bin ich interessiert an einem Arbeitsplatz. Wenn mir jemand, zu dem es keine Bindung gibt, etwas schenkt, macht er einen Verlust für sich. Wenn er oder sie seelisch gesund ist, bleibt die Frage, welche Interessen verfolgt sie mit ihrem Geschenk.
Eine Firma muss daran interessiert sein, Gewinne zu erwirtschaften, und zwar in einem Maß, dass sie genug investieren kann, um zumindest mit der Konkurrenz mit halten zu können. Das gilt ebenfalls für Privatpersonen. Sicherlich im wirtschaftlichen Bereich; ich brauche Fähigkeiten, die gesucht werden, ansonsten droht mir ein Jobverlust oder als Einzelunternehmer die Pleite. Und auch im Beziehungsbereich spielt die Antwort auf die Frage, was jemand an emotionalen Fähigkeiten zu bieten hat, eine Rolle.
Vielen Diskussionen über Ziele würde es helfen, wenn wir genauer in den Blick nehmen, an was wir aufgrund unserer Lage interessiert sind.
Und: Ja, ich weiß, es gibt kurz-, mittel- und langfristige Interessen. Und Gewinn muss nicht in Geld bestehen. Ein gutes Gewissen, mit sich selber im Reinen sein, das ist ein Gewinn für die eigene Seele und sehr wahrscheinlich auch für sein Immunsystem.


Gern gegendert ...

So werde ich es machen:

... Das Anliegen, das hinter dem Gendern steckt, teile ich. Ich werde darauf achten, alle Geschlechter anzusprechen, wenn ich alle meine. Und ich werde das nicht konsequent tun. Wenn es mir lästig ist oder meinen Schreib- und Gedankenfluss von der Sache ablenkend unterbricht, dann lasse ich es. Die weibliche Form von Hauptworten werde ich immer wieder einsetzen, wenn ich alle meine, so wie ja die männliche auch für alle stehen kann. "Alle Busfahrerinnen" kann bei mir dasselbe meinen wie "alle Busfahrer". Es kommt auf den Zusammenhang an.


Ich seh' das nicht so eng ...

...wahrscheinlich, weil ich ein Mann bin. Und weil ich glaube, dass die Beziehung zwischen gesellschaftlicher Wertschätzung (Frauen, Männer und Diverse sind gleich) und sprachlichem Ausdruck (der Schlosser, die Schlosserin, schlossernde Personen) viel komplizierter ist, als viele sich das vorstellen. Überdeutlich ausgedrückt: Es ist Aberglaube zu sagen: Ändere die Sprache, und das Bewusstsein und die Verhältnisse ändern sich automatisch. Die Anrede: "Liebe Erzieherinnen, liebe Erzieher" wird den Anteil männlicher Erzieher in KiGas und KiTas kaum erhöhen, wie das auch umgekehrt nicht geschehen wird bei "Sehr geehrte Ingenieurinnen, sehr geehrte Ingenieure ..." Ich glaube allerdings, dass unsere Sprache eine Baustelle des Großprojekts Emanzipation ist. Deshalb unterstütze ich das Suchen nach neuen Formulierungen.


Rückschlüsse sind eine windige Angelegenheit ...

In der ARD-Gala für die Opfer der Flutkatastrophen sprach eine Moderatorin aus Leipzig mehrere Male von Mitteldeutschland, wenn sie die "neuen" Bundesländer meinte. Wenn die also in der Mitte Deutschlands liegen, dann muss es ja auch noch ein deutsches Drumherum geben. Im Süden liegt Tschechien, im Osten Polen und im Norden Schweden. Ich könnte aus diesem Sprachgebrauch schließen, dass hier Gebietsansprüche formuliert wurden. Tatsächlich aber müsste ich sehr viel mehr über die Gedankenwelt der Moderatorin wissen, um das ernsthaft zu behaupten.


Die Erde - doch Scheibe und Mittelpunkt des Universums

Fast alle Menschen in meiner Umgebung reden davon, dass die Sonne auf- und untergehe. Weder ich noch sie selbst betrachten die Erde als Scheibe, obwohl wir so reden. Die Explosion in Leverkusen fand nicht zwischen Bäumen, Wiesen, Blumen und Insekten statt, obwohl sie in einem Park ausgelöst wurde, dem Chempark. Das Gesamt der Sprache beeinflusst das Bewusstsein von Menschen. Einzelne Worte können auch wie Schall und Rauch sein.


Die Fascheuse und ihre Freundin, die Nazine

Wie schwierig es im Deutschen manchmal sein kann, merke ich daran, dass es keine ernsthafte weibliche Form für Nazi und Fascho gibt. Und ich schließe daraus, dass die Rolle von Frauen in rechten Szenen unterschätzt wird.